Genau wie der Mensch können auch Tiere unter Zahnschmerzen leiden, z.B. wenn Zahnfrakturen oder Fehlstellungen vorliegen, aber auch schon, wenn das Zahnfleisch durch bakteriellen Zahnbelag entzündet ist.
Dr. Holger Schwede besitzt die Zusatzbezeichnung Zahnheilkunde und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Zahnheilkunde (DGT). In unserer Klinik bieten wir Ihnen das gesamte Spektrum der Zahnheilkunde bei Hund, Katze und den kleinen Heimtieren - von der Entfernung des Zahnsteins mit Ultraschall, anschließende Politur und Fluoridierung, Zahnextraktionen, Wurzelextraktionen, Wurzelspitzenresektionen, Füllungstherapie (vital und avital, Füllungen mit lichthärtendem Composite oder Amalgam) bis hin zur Kieferorthopädie, z.B. Korrektur von Caninusfehlstellungen durch die Anfertigung von Kunstoffaufbißschienen.
Für die Zahnbehandlung steht eine Zahnstation mit einer Hochgeschwindigkeitsturbine mit Lichtschlauch-, Spül- und Absaugvorrichtung zur Verfügung.
Hinweis zur Vorbeugung von Zahnproblemen bei Hunden:
Kieferorthopädische Kontrolle bei Welpen spätestens im 5. Lebensmonat, jährlich einmal Kontrolle durch den Tierarzt, gegebenenfalls Reinigung, Zähneputzen, Spezialfuttermittel/Kauriegel.
Schon im Milchzahngebiss kann es zu Zahnfrakturen kommen, auf die der Besitzer unbedingt achten sollte Es kommt hier analog zur Fraktur eines permanenten Zahnes zur Entzündung der Pulpa mit nachfolgender Nekrose. Die Folge kann eine lokale Bildungsstörung von Zahnhartsubstanz des bleibenden Zahnes sowie der vollständige Untergang des bleibenden Zahnkeimes sein.Die physiologische Resorption des Milchzahnes kann gestört sein, er verbleibt dann als Fremdkörper und der bleibende Zahn wird am Durchbruch gehindert. Frakturierte Milchzähne sollten also extrahiert werden.
Beim bleibenden Zahn dagegen wird natürlich Wert auf den Erhalt des Zahnes gelegt, besonders bei funktionell bedeutsamen Zähnen wie z.B. den Fangzähnen, deren Wurzeln außerdem für eine gewisse Kieferstabilität sorgen.
Bei frischen entzündungsfreien Frakturen bietet sich das Verfahren der Vitalamputation an. In diesem Fall sieht man einen frisch blutenden Pulpenstumpf im Zentrum des Zahnes. Hier wird der Pulpastumpf mit Calciumhydroxid versorgt, wodurch es zur Bildung einer dentinartigen Hartsubstanz kommt. Danach erhält der Zahn eine Unter- und eine Deckfüllung. Er bleibt vital erhalten. Ist der Zeitraum zwischen Trauma und Versorgung zu lang, so muss der Wurzelkanal komplett aufbereitet werden, da mit einer Pulpitis gerechnet werden muss. Hier muss nun die Pulpa entfernt werden, die ehemalige Pulpakammer gründlich ausgeräumt und gesäubert werden. Anschließend wird die Wurzel mit speziellen Wurzelfüllmaterialien (Zinkoxid-Eugenolzement, Guttapercha) aufbereitet und erhält eine Unterfüllung in Form von Zement und eine Deckfüllung, beispielsweise Amalgam oder lichthärtendes Composite.
Oft bleiben Zahnfrakturen lange unbemerkt. Durch die eröffnete Pulpa gelangen Keime bis in die Wurzelspitze und darüber hinaus in den Knochen. Ein bakteriell belasteter Untergang der Pulpa führt immer zur Entstehung eines Wurzelspitzenprozesses. Der Zahn wird sich verfärben, der Patient zeigt vermehrtes Speicheln, kann einseitig kauen bzw. nagen. Manchmal sieht man Schwellungen im Kieferbereich oder auch Fistelöffnungen in der Haut. Das Tier kann seine Spielfreude verlieren, sogar aggressiv werden.
Bereits im Welpenalter ist eine regelmäßige Zahnkontrolle durch den Tierarzt sehr wichtig. Zähne können doppelt angelegt sein oder auch fehlen, was besonders im Zuchtbereich bedeutsam ist.
Normalerweise beginnt der Zahnwechsel beim Hund mit drei Monaten und ist mit etwa sieben Monaten abgeschlossen. Sind die bleibenden Zähne zum größten Teil durchgebrochen, ohne dass Milchzähne gelockert sind bzw. verloren gehen, sollte die Extraktion der verbliebenen Milchzähne vorgenommen werden. Es kann ansonsten zu massiven Zahnfehlstellungen besonders im Bereich der Fangzähne (Canini) kommen. Im schlimmsten Fall beißen dann die Unterkiefereckzähne so in den Oberkiefer ein, dass richtige kleine Mulden im Zahnfleisch entstehen, es sogar zu Fistelbildungen bis in die Nase kommen kann. Besonders häufig sind kleinwüchsige Rassen von den sogenannten persistierenden Milchzähnen betroffen.
Aber auch ohne persistierende Milchzähne kann es zum Caninussteilstand kommen, bei dem die Unterkieferfangzähne den Oberkiefer bzw. antagonistische Zähne traumatisieren.
Außerdem kann ein Mißverhältnis zwischen Ober- und Unterkiefer zu einer fehlerhaften Verzahnung führen. Erwähnt sei hier die Mandibula Angusta. Hier stehen die Unterkieferfangzähne steiler bzw. beißen in den Oberkiefer ein, weil der Unterkiefer zu schmal ist. Auch ein starker Rückbiß , d.h. eine Unterkieferverkürzung, kann beschriebenes Bild hervorbringen.
Die Behandlung ist abhängig von der Schädigung, die durch die Zahnfehlstellung im Oberkiefer verursacht wird. Besonders bewährt haben sich hier kieferorthopädische Korrekturen, um Einzelzahnbewegungen oder -kippungen zu erzielen. So lässt sich beispielsweise eine Dehnschraube zwischen beiden Unterkiefercanini einbringen, um diese etwas nach außen zu kippen. Manchmal reicht das alleinige Auswärtsführen der Canini nicht aus. Hier muss dann eine Schiefe Ebene, d.h. eine Kunststoffschiene zwischen den Oberkiefercanini, angelegt werden, durch die dem Zahn eine dreidimensionale Führung gegeben wird.
Bei geringen Fehlstellungen kann man sich den Spieltrieb des Hundes zu Nutze machen und die schiefe Ebene durch einen Gummiball ersetzen, denn auch dieser führt an den Unterkiefercanini zu einer ähnlichen Kraftwirkung wie oben beschriebener Kunststoff. Manchmal ist es auch ausreichend, sich behindernde Zähne etwas anzuschleifen oder die Fangzähne des Unterkiefers zu kürzen und anschließend zu füllen.
Besitzern von Heimtieren mit Zahnproblemen fällt meist auf, dass die Tiere weniger oder gar nicht mehr fressen, das Fell unterm Kinn verklebt ist, oder es zu einem übermäßigen Speichelfluss bzw. Umfangsvermehrungen im Gesicht kommt. Ursache hierfür können sein: Zahnfehlstellungen, Verletzungen der Zunge oder der Backenschleimhaut sowie Eiteransammlungen in den Zahnfächern.
Hasenartige haben im Oberkiefer vier Schneidezähne und im Unterkiefer zwei, Nager nur jeweils zwei Schneidezähne im Ober-und Unterkiefer. Bei all diesen Tieren wachsen die Schneidezähne zeitlebens nach und behalten durch den gegenseitigen Abrieb ihre normale Länge. Das Kiefergelenk ist als Schlittengelenk ausgebildet, um zusätzliche Seitwärtsbewegungen auszuführen.
Bei Meerschweinchen, Chinchilla, Degu sowie den Hasenartigen wachsen auch die Backenzähne lebenslang nach.
Stimmt die Position der Zähne zueinander nicht, so wachsen die Schneidezähne des Unterkiefers nach vorn, die des Oberkiefers nach innen. Im Backenzahnbereich wachsen zu lange Zähne im Oberkiefer in Richtung Backenschleimhaut, im Unterkiefer eher in Richtung Zunge. Das kann im schlimmsten Fall zu einer sogenannten Brücke über der Zunge führen, weswegen die Tiere dann nicht mehr abschlucken können.
Bei Kaninchen ist durch die Züchtung auf Kurzköpfigkeit (Kindchenschema) eine angeborene Kieferfehlstellung bekannt, bei der eine Verkürzung des Oberkiefers vorliegt. Bei solchen Tieren kommt es im Erwachsenenalter zu massiven Fehlstellungen durch das permanente Zahnwachstum in Verbindung mit dem fehlenden Abrieb. Ein weiterer Grund ist eine ernährungsbedingte mangelnde Zahnabnutzung kombiniert mit übermäßigem Zahnwachstum.
Viele unserer Heimtiere bekommen ausschließlich Fertigfutter, welches sehr energiereich ist, die Pellets außerdem unzureichend hart sind. Neben mangelndem Zahnabrieb führt das außerdem zu Verfettung und der Ausprägung von Untugenden wie Fellfressen oder Aggression.
In unserer Klinik werden die Länge und Stellung der Schneidezähne beurteilt, um gleiches bei den Backenzähnen zu untersuchen, ist manchmal eine kurze Narkose nötig. So kann man dann auch besser bestehende Spitzen kürzen. Kommt es zur Bildung von Abszessen und sollte der Kieferknochen schon verändert sein, ist es oft nötig Zähne zu ziehen, ggf. einen Abszess zu spalten bzw. das Tier antibiotisch zu versorgen. In der Regel schließt sich dann auch noch eine längere Zeit der Zwangsernährung mittels Spritze an.