Epilepsie

Sprechstunde für Epilepsiepatienten

Epilepsie hat viele Gesichter – und viele mögliche Ursachen. Deshalb bieten wir eine Sprechstunde für Epilepsiepatienten an, in der wir die optimale Therapie für jeden individuellen Patienten finden wollen.

Eine Erstabklärung sollte stattfinden, wenn Ihr Tier Symptome einer Epilepsie zeigt und bisher noch keine Therapie erfolgt ist.

Die Untersuchung besteht aus der Erhebung eines ausführlichen Vorberichtes (nutzen Sie hierzu gerne unser Formular) sowie einer gründlichen allgemeinen und neurologischen Untersuchung. Sollte bisher noch keine Diagnostik durchgeführt worden sein, kann eine Blutuntersuchung angeschlossen werden, um Stoffwechselerkrankungen auszuschließen. Diese Untersuchung findet sofort im Haus statt.

Im anschließenden, ausführlichen Beratungsgespräch werden wir die Befunde mit Ihnen erörtern und den weiteren Plan besprechen. Gegebenenfalls wird dann ein Termin für die Durchführung weiterer Diagnostik (Computertomographie des Gehirns, Untersuchung des Hirnwassers) mit Ihnen vereinbart.

Nach erfolgter Diagnosestellung erarbeiten wir dann einen individuellen Therapieplan für Ihr Tier.

Sollte Ihr Tier bekannter Epileptiker sein, aber nicht oder nur schlecht auf die Therapie ansprechen, bietet die Sprechstunde die Möglichkeit einer ausführlichen Beratung über die Therapiemöglichkeiten.

Bitte bringen Sie alle bisher erhobenen Befunde und eine Dokumentation der bisher durchgeführten Therapie mit. Nutzen Sie auch hierfür gerne unser Formular.

Eine unserer Hauptaufgaben ist natürlich die langfristige Begleitung unserer Epilepsie-Patienten. Durch regelmäßige Kontrollen wollen wir Nebenwirkungen vermeiden und die maximale Lebensqualität für Sie und Ihr Tier erreichen.

Ursachenbestimmung Epilepsie
Bitte benutzen Sie den bereitgestellen Fragebogen für eine Terminvereinbarung.

Möchten Sie sich weiter über Epilepsie informieren? Hier finden Sie einige Informationen:

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist die häufigste neurologische Erkrankung bei Hund und Katze. Ungefähr 1% aller Hunde sind betroffen. Durch eine übermäßige, elektrische Aktivität im Gehirn werden sogenannte epileptiforme Anfälle ausgelöst. Diese können sich ganz unterschiedlich präsentieren.

Formen von epileptischen Anfällen

Es gibt unterschiedliche Formen von Krampfanfällen. Bei sogenannten fokalen Anfällen handelt es sich um die mildeste Form, bei der nur eine der beiden Hirnhälften betroffen ist. Dazu kann z.B. lediglich das Zucken mit dem Mundwinkel oder Fliegenschnappen zählen. Die schwerste Form stellen generalisierte Anfälle dar. Dabei verliert das Tier i.d.R. das Bewusstsein und fällt häufig unter Krämpfen zu Boden. Auch der unbewusste Verlust von Harn und Kot sowie übermäßiges Speicheln können auftreten.

Dauer von epileptischen Anfällen

Epileptische Anfälle können nur wenige Sekunden, einige Minuten oder aber auch mehrere Stunden dauern.

Es handelt sich um einen Notfall, der sofort in der Klinik vorgestellt werden muss, wenn:

  • der Krampfanfall länger als 5 Minuten andauert (Status epilepticus)
  • mehr als 2 Anfälle innerhalb von 24 Stunden auftreten (Cluster/Serienanfälle)
  • Ablauf von epileptischen Anfällen

In der Regel verläuft ein epileptischer Anfall in 3 Phasen:

  • Vor dem Anfall (präiktal, „Aura“): Verhaltensänderungen, z.B. Unruhe, Verwirrtheit, Speicheln, besondere Anhänglichkeit
  • Während dem Anfall (iktal): Versteifung der Muskulatur, zu Boden fallen, Rudern, paddelnde Bewegungen, Speicheln, Zittern, Lautäußerungen, Verlust von Harn/Kot
  • Nach dem Anfall (postiktal): Verhaltensänderungen, z.B. Unruhe, Drangwandern, Blindheit

Typen der Epilepsie

Man kann Epilepsie – nach ihrer Ursache – grob in 2 Typen unterscheiden.

Die idiopathische Epilepsie ist das, was man im Allgemeinen unter Epilepsie versteht – es kann keine zugrunde liegende Ursache gefunden werden. Inzwischen nimmt man an – bzw. konnte bei einigen Rassen sogar schon nachweisen – dass es sich hierbei um eine genetische, also häufig vererbte, Erkrankung handelt. Die idiopathische Epilepsie tritt meistens erstmals zwischen dem 1 und 6 Lebensjahr auf. Manche Rassen, z.B. der Golden Retriever, sind besonders häufig betroffen.

Die strukturelle oder symptomatische Epilepsie liegt vor, wenn den Anfällen eine andere Erkrankung zugrunde liegt. Dazu zählen z.B. Erkrankungen anderer Organe wie Niere oder Leber, angeborene Missbildungen, Infektionen, Gehirntumore oder Vergiftungen.

Diagnose einer Epilepsie

Um Ihrem Tier die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen ist es unerlässlich, die Ursache und damit Form der Epilepsie zu kennen. Besonders wichtig für den Tierarzt ist immer das Gespräch mit Ihnen als Besitzer, gefolgt von einer gründlichen allgemeinen und neurologischen Untersuchung. Dokumentieren Sie genau, wann Ihr Tier Anfälle hat, wie lange diese dauern, wie sie ablaufen und was sie vorher und hinterher beobachtet haben (Anfallstagebuch). Videoaufnahmen sind dabei für den Tierarzt sehr hilfreich. Häufig wird er nach einer gründlichen Untersuchung schon einen Verdacht haben, ob es sich eher um eine idiopathische oder strukturelle Epilepsie handelt.

Das weitere Vorgehen hängt von den Symptomen des Patienten ab. Zur Abklärung einer Epilepsie gehören Blutuntersuchungen (großes Blutbild, Organwerte, ggf. Funktionstests), Bildgebung (i.d.R. CT oder MRT, ggf. auch Ultraschall) und eine Untersuchung des Hirnwassers. Erst wenn alle diese Untersuchungen abgeschlossen sind, kann man die Diagnose einer idiopathischen Epilepsie stellen (Ausschlussdiagnose).

Behandlung der Epilepsie

Handelt es sich um eine strukturelle Epilepsie wird die Grunderkrankung behandelt, welche die Anfälle auslöst. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, erst eine Diagnose zu stellen.

Bei einer idiopathischen Epilepsie erfolgt i.d.R. die Therapie mit antikonvulsiven (antiepileptischen) Medikamenten. Nicht jede Epilepsie muss aber behandelt werden. Mit der Therapie sollte begonnen werden, wenn das Tier mehr als 2 Anfälle in 6 Monaten gezeigt hat oder ein Cluster oder Status aufgetreten ist (Notfall!). Wichtig ist: Epilepsie ist NICHT heilbar. Das Tier wird i.d.R. lebenslang behandelt werden müssen. Dennoch ist die Lebenserwartung eines Epileptikers nicht eingeschränkt.

Zur Verfügung stehen in Deutschland lediglich 3 Medikamente, die im Folgenden kurz vorgestellt werden:

Phenobarbital ist meistens die erste Wahl. Es wird i.d.R. zweimal täglich verabreicht. Nicht geeignet ist Phenobarbital bei Erkrankungen der Leber. Aus diesem Grund zählt zur Überwachung eines Epileptikers auch die regelmäßige Kontrolle der Organwerte. Phenobarbital braucht 2 Wochen, um seinen Wirkspiegel zu erreichen. Von da an sollte dieser Spiegel regelmäßig im Blut kontrolliert werden, um das Tier optimal einzustellen (so viel wie nötig, so wenig wie möglich).

Imepitoin (Pexion) ist ein noch relativ neues Medikament, welches extra für Hunde entwickelt wurde. Es hat nur wenig Nebenwirkungen, ist aber nicht wirksam bei Clusteranfällen. Imepitoin wird nicht im Blut kontrolliert, die Einstellung erfolgt also rein nach Kontrolle der Anfallshäufigkeit.

Kaliumbromid ist das 3. zugelassene Medikament. Auch wenn es zur Einzeltherapie zugelassen ist, wird es meistens als Zusatz (Add-on) genutzt, wenn ein Medikament alleine nicht wirksam genug war. Kaliumbromid braucht ca. 3 Monate um einen stabilen Spiegel zu erreichen. Dieser sollte – wie auch bei Phenobarbital – regelmäßig kontrolliert werden. Bei Tieren, die mit Kaliumbromid behandelt werden, ist es wichtig auf einen gleichbleibenden Salzgehalt im Futter zu achten, da Schwankungen bei der täglichen Salzaufnahme Anfälle auslösen können.

Sollten die genannten Medikamente nicht ausreichend wirksam sein oder aus anderen Gründen nicht eingesetzt werden können, darf der Tierarzt Medikamente aus der Humanmedizin umwidmen. Dabei handelt es sich meistens um Levetirazetam. Dieses Medikament hat sehr wenige Nebenwirkungen, ist dafür aber alle 8 Stunden zu verabreichen und zudem recht kostenintensiv. Im Gegensatz zu allen anderen vorgestellten Medikamenten verursacht Levetirazetam keine Abhängigkeit. Es ist deshalb sehr gut geeignet, um durch eine kurzzeitige Zugabe von Levetirazetam Clusteranfälle zu unterbrechen. Außerdem ist es bei strukturellen Epilepsien sehr gut wirksam.

Egal welche Medikamente eingesetzt werden – wichtig ist die gute Überwachung des Epileptikers. Dafür ist Ihr Tierarzt auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Dokumentieren Sie Anfälle in Ihrem Anfallstagebuch, geben Sie Medikamente immer genau nach Plan und kommen sie regelmäßig zu den vereinbarten Kontrollen. So können wir unser Ziel erreichen und eine maximale Lebensqualität für Ihren Epileptiker und Sie als Besitzer schaffen.

Leben mit Epilepsie

Das Leben mit einem Epileptiker kann eine Herausforderung sein – schließlich handelt es sich um eine unheilbare Erkrankung, die lebenslang therapiert werden muss. Zudem ist es für Patient und Besitzer jedes Mal eine Stresssituation, wenn Anfälle auftreten.

Auch wenn es schwer fällt – bleiben Sie ruhig.

Ihr Tier bekommt i. d. R. nichts von dem Anfall mit, da es nicht bei Bewusstsein ist. Zwischen den Anfällen können Epileptiker ein glückliches und erfülltes Leben führen.

Sowohl Lebensqualität als auch Lebensdauer sind bei einer (idiopathischen) Epilepsie nicht eingeschränkt.

Sollten Sie unsicher sein und Fragen haben oder treten Probleme auf sind wir jederzeit gerne für Sie da!

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